Vortrag Geiganter Geschichte

Neueste Forschungen über die Geiganter Geschichte trafen auf sehr großes Echo.

 

Frau Anneliese Dirnberger vom Geiganter Pfarrgemeinderat gewann den Heimatforscher Josef Ederer aus Katzbach für einen historischen Vortrag im Geiganter Pfarrsaal. Der Ortsgeistliche H. H. Pfarrer Pater Johnson Kattayil konnte um die 100 Zuhörer im vollen Pfarrsaal begrüßen, die sich für die örtliche Historik und die alten Bräuche interessierten.

Die drei Vortrags-Schwerpunkte waren neue Erkenntnisse der Geiganter Kirchengeschichte, die Entwicklungsgeschichte des Dorfes, sowie die aktuellsten Forschungsergebnisse in punkto Schrazelloch auf dem Bleschenberg bei Sinzendorf.

„Schrazelloch Bleschenberg“
Der Bleschenberg ist seit dem Jahr 1261erstmalig schriftlich verbürgt und eine sogenannte Verbindungssage erzählt bis heute, dass dort oben ein Gockel in einen Gang geschickt wurde, der dann beim Moierbauern (Bösl) in Döfering 3 km entfernt im Erdstall neben dem Keller wieder zum Vorschein kam. Diese Sage ist oft in Zusammenhang mit Erdställen, den sogenannten Schrazellöchern zu finden. Nach wie vor finden sich 2 Wegweiser zum Bleschenberger Schrazelloch, die aber nun nach den neuesten Erkenntnissen jeglicher Grundlage entbehren.

Bergwerksschacht an der Nordseite des Bleschenberggipfels

Denn seit Herbst 2013 wurde den Anregungen Ederer´s folgend das „Loch“ nach und nach freigelegt. Erste Grabungsarbeiten fanden mit Unterstützung des Arbeitskreises für Erdstallforschung statt. Damals konnte man bis in eine Tiefe von ca. 3,50 Meter hinabsteigen. 2014 im Herbst wurde ein überhängender Felsbrocken ca. 3 Tonnen schwer, der abzustürzen drohte, aus dem oberen Teil des Schachtes gehoben, da eine weitere Befahrung lebensgefährlich gewesen wäre. Gierlik Henrik aus Döfering und Stefan Hartl aus Daberg haben in wochenlanger Arbeit, oder besser gesagt „Schinderei“ den stockfinsteren, fast senkrechten Schacht bis in eine Tiefe von 16,5 Metern von den Verfüllungen freigeräumt und dabei in 12,5 Meter Tiefe auch noch einen waagrechten Bergwerks-Stollen, der ca. 4,6 Meter Richtung Süden führt, entdeckt.  Vom Anfang bis zum Schluss wurden die Aktivitäten wissenschaftlich durch das Bayerische Landesamt für Denkmalschutz begleitet und entsprechend dokumentiert.

Dr. Steinmann vom BLfD ließ im November 2015 bei weiteren Grabungsarbeiten im Labor ein sogenanntes dendrochronologisches Gutachten über den einzigen Fund im Schacht anfertigen. Die entnommenen Holzbohlen, die völlig unter Wasser waren und sich deshalb sehr gut erhalten haben, weisen genau in das Jahr 1540 n. Chr. Die Sensation war perfekt, als ein montanarchäologisches Gutachten von Dr. Straßburger eindeutig bewies, dass der Schacht ein Bergwerksschacht aus dem Mittelalter ist und kein Erdstall, wie in der Vergangenheit oftmals vermutet. Aus diesem Gutachten geht weiterhin hervor, dass der Bleschenberg „durchlöchert ist wie ein Emmentaler Käse“.

Neben dem ehemals verfüllten und nun freigelegten Schacht wurden weitere 5 waagrechte Stollen bzw. fast senkrechte Schächte lokalisiert, die rund um den Bleschenberggipfel ebenfalls auf eine Erzabbaustätte hinweisen.  Ederer konnte nun auch aufgrund des Berichtes vom Geiganter Schullehrer Joseph Viertl vom 25. März 1845 schlüssig darstellen, dass tatsächlich Gold bzw. Silber in früheren Zeiten am Bleschenberg gewonnen wurde. Viertl schrieb seinerzeit von einer „Silbergrube“. Der Abbau der Edelmetalle erfolgte in den vorhandenen sehr harten Gesteinsarten Granit und Gneis mit der Technik des Feuersetzens, von dem auch rund um den Bleschenberggipfel heute noch etliche Felsen sichtbare Brandspuren aufweisen. Für die Erforschung des „Bleschenbergmysteriums“ wurden in den letzten 3 Jahren fast 30.000 € investiert.

Im Bayernatlas kann man sämtliche Denkmäler aufrufen und besichtigen. Im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ist das Objekt Bleschenberg unter dem Aktenzeichen D-3-6641-0066 geführt.

Geiganter Kirchengeschichte:
Entgegen vieler Meinungen und bisheriger Veröffentlichungen konnte anhand der Quellenauswertung festgestellt werden, dass die Geiganter Kirchengeschichte um das Jahr 1409 bzw. 1417 beginnt und nichts mit dem Bleschenberg zu tun hat. Die ersten bekannten Namensnennungen in der Geiganter Hofmark von bäuerlichen Untertanen sind ebenfalls aus dem Jahre 1417 schriftlich festgehalten. So z. B. Anderleins, Reindleins, W[H]eidingers, Jorg Ottens, und Pößleins Hof in Geigant und das Gütlein des Künetel in Katzbach.   Ederer erklärte in diesem Zusammenhang das Testament von Hilprant des III. von Geigant. Dessen Testament wurde lange Zeit für einen Kaufvertrag zwischen dem Lehensherrn des Landgrafen von Leuchtenberg und Hilprant gehalten. Erst seit 2012 ist Dank der Transkripierung und Erklärung der Historikerin Frau Dr. Emma Mages der Inhalt des Testamentes hinreichend geklärt und bekannt. Es sind im Jahr 1417 im Abstand von 3 Monaten 2 Sakralbauten genannt, einmal die Bleschenbergkapelle, dem Hl. Leonhard geweiht, und dann die Geiganter Kirche mit dem heutigen Kirchenpatron St. Bartholomäus.

                       alte Geiganter Kirche Innenraum

Zu jener Zeit verheerten die Einfälle der Hussiten unsere Gegend sehr stark, deshalb ist ein Kapellenbau auf dem Bleschenberg in dieser Zeit umso verwunderlicher. Ederer warf die Frage auf, wo denn das Geiganter Kirchengebäude zwischen 1417 und 1655 zu lokalisieren wäre, da entsprechende Quellen fehlen. Denn erst 1655, also lange nach dem 30-jährigen Krieg wurde im Dorf selber die Schlosskapelle vom Hofmarksherrn erbaut. Diese war wie viele katholische Kirchen mit dem Chor nach Osten ausgerichtet. Die bisher aufgefundenen Quellen weisen zwischen 1417 und 1655 im Geiganter Dorf keinen Kirchenbau nach. Ab 1577 bzw. 1616 „residierte“ nämlich der zuständige Pfarrer in Katzbach. Und es gibt dort heute noch zugehörig zum ehemaligen Katzbacher Pfarrhof, dem Fischerhaus den Flurnamen „die Pfaffenwiesen“ zwischen dem Rosshof und Bonholz/Kühnried gelegen. Eben dort findet sich außerdem eine Felsformation, die man immer noch die „Stoakircha“ (steinerne Kirche) nennt.

In dessen Nähe befindet sich das abgegangene Dorf Hoener, (bereits im ersten Herzogsurbar ca. 1301 genannt) das Ederer vor ein paar Jahren wiederentdeckte und das in der letzten Zeit als Orts- und Flurwüstung schon in mehreren geführten Wanderungen zu bestaunen war, sowie als Bodendenkmal geschützt wurde. Möglicherweise könnte man den Geiganter Sakralbau am Westabhange des Hienerberges vermuten, zumindest vor 1655. Die Geiganter Schlosskapelle ist im Jahre 1765 abgebrannt, und ein Kirchen-Neubau konnte 3 Jahre später eingeweiht werden, der mit dem Chor dann entgegen den üblichen Gepflogenheiten nach Westen ausgerichtet wurde. Laut Viertl war die Schlosskapelle der Lieben Frau Maria und dem Hl. Joseph geweiht.

                        Der Kreuzweg aus der alten Kirche

Zudem konnte Ederer bildlich den alten Kreuzweg, der auf dem Dachboden der modernen Geiganter Taufkapelle lagert, darstellen und erzählen, seit wann es diesen gibt, nämlich seit dem Jahre 1885. Das Geiganter Glocken-Geläute mit seinen 4 Glocken wurde ausführlich erläutert, hier im Besonderen die Geschichte der Barbaraglocke, die als einzige die kriegerischen Wirren des ersten und zweiten Weltkrieges überlebt hat, nicht eingeschmolzen wurde und aus dem Hamburger „Glockenfriedhof“ der NS Zeit wieder in den Geiganter Kirchturm zurückfand. Sie wurde von der Katzbacherin „Bock Bawett“ gestiftet. Im Vortrag durfte der Abriss der alten Geiganter Kirche, sowie der moderne Neubau, der durch den Architekten Frank konzipiert und von Professor Albert Burkart künstlerisch ausgestaltet wurde ebenso wenig fehlen, wie die Erklärung der modernen Symbolik der sogenannten apokalyptischen Geiganter Endzeitkirche.

Historisches Dorf Geigant:
Vermutlich durchstreiften schon in der Jungsteinzeit die Jäger und Sammler das Geiganter Tal. Zumindest gibt es in der Nähe von Geigant (zwischen Rannersdorf und Albernhof) entsprechende Feuerstein- (Silex-) und Keramik-Funde. Das Adelsgeschlecht derer von Geigant ist erstmals 1120 mit Gertrud der Geiganterin belegt. Mit ihr taucht auch der Name Geigant aus dem Dunkel der Geschichte auf.  Sie waren nicht nur in Geigant, sondern auch in der Umgebung sehr begütert und hatten fast 400 Jahre lang teilweise hohe Stellungen inne, wie z. B. die des Richters in Neunburg vorm Wald. Ihre Spur verliert sich vermeintlich in den Quellen im Jahre 1493, und vom Nachfolgegeschlecht der Kagerer blieb nur ein Epitaph teilweise erhalten, der heute dominierend am Vorplatz der neuen Kirche postiert ist. Den Namen Geigant gibt es allerdings als Familiennamen bis heute, so z. B. in Hannover, in Weyarn oder in Bonn bzw. in Schweden.

Alte Ansichtskarte von Geigant

Auf das Schulwesen in Geigant wurde ebenfalls eingegangen, das anfänglich durch die Familie Staudinger bereits Anfang des 18. Jahrhunderts nachgewiesen und geprägt ist, also lange bevor es die offizielle Schulpflicht im Königreich Bayern gab. Natürlich konnten die staunenden Besucher historische Lagepläne aus der Uraufnahme von 1831 bewundern und die Veränderung des Dorfes bis heute visuell nachvollziehen. Auch die heute immer noch gesprochene Mundart in „Gächat“ muss besonders beachtet werden, die wiederum bereits dem Geiganter Schullehrer Viertl 1845 explizit auffiel. Ederer erklärte anhand von erhaltenen Übergabeverträgen die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen die damals gebräuchliche Sprache und konnte anhand von Kartenmaterial das ehemalige Pflegamt Waldmünchen sowie die Hofmark Geigant auf der Leinwand zeigen.

 

Natürlich durfte Bildmaterial des bis 2003 bei der Familie Mühlbauer (Drahtweber) durchaus noch üblichen „Roumkraut einhauen“ nicht fehlen. Sie waren die letzten, die in Geigant Halmrüben bauten und verarbeiteten. Sogar das bayerische Fernsehen war deswegen 1970 zu Filmaufnahmen in Geigant vor Ort.

Roumkraut einhauen beim Drahtweber Geigant

Als Beispiele der vielfach vorhandenen Flurdenkmäler wurden abschließend Flurkreuze aus der Ochsenweid bzw. vom unteren Rosshof gezeigt, sowie auf www.katzbach.com verwiesen, wo die Symbolik dieser Kleindenkmäler ausführlich beschrieben ist.

© by Josef Ederer Katzbach 33, März 2016

 

 

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