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Kreisheimat- und Kreisarchivpfleger Ederer aus Katzbach kümmert sich um das private Zeitungsarchiv der Familie Fuß in Waldmünchen

Außerordentlich wertvolles „Christkindl“ für die Stadt Waldmünchen

Gedächtnis des Altlandkreises Waldmünchen bleibt im Altlandkreis Waldmünchen

Familie Fuß schenkt sein umfangreiches privates Zeitungsarchiv der Stadtverwaltung Waldmünchen.

Viele Heimatforscher, Vereine, Institutionen aber auch Privatpersonen hatten in den Schriftgutbeständen der Familie Fuß über Jahrzehnte hinweg in deren Geschäfts-Räumen die Möglichkeit, geschichtliche Gegebenheiten kostenlos recherchieren zu können. Nunmehr hat sich die Situation verändert, sodass nach dem Ableben des Chefs Markus Gustav und nach der Schließung des Geschäftes diese Art der Einsichtnahme für Interessierte nicht mehr aufrechterhalten ließ.

                                           So hat seinerzeit die Zeitung "Waldmünchner Grenzbote" ausgesehen

Kurz nach dem Tod des Geschäftsinhabers hat Kreisheimat- und Kreisarchivpfleger Josef Ederer bei seiner Schwester Susanne Fuß-Fischer nachgefragt, was denn mit diesen zahlreichen Zeitungsbeständen passieren würde. Denn auch er hat mehrmals darin „schmökern“ dürfen und etliche Informationen für seine Ortschronik daraus entnommen.

Bald darauf bekam Ederer einen Anruf von Frau Gaby Bauer, geborene Fuß aus Ulrichsgrün. Sie bot an, das komplett im Besitz der Familie befindliche Schriftgut in ein öffentliches Archiv zu überführen, damit wieder so wie früher mit diesen umfangreichen Quellen geforscht werden kann.

In einer darauffolgenden Besprechung mit Herrn Bgm. Markus Ackermann, dem geschäftsführenden Beamten Rainer Wagner und dem zuständigen Kreisarchivpfleger Ederer wurde festgelegt, dass die Stadt Waldmünchen den kompletten Bestand im Umfang von 349 säuberlich gebundenen Bänden an historischen Zeitungen sowohl des „Bayerwald Echos“, des „Waldmünchner Grenzboten“ und des Amtsblattes für den Altlandkreis Waldmünchen übernimmt. Die Stadt wollte sich so ein seltenes und unschätzbar wertvolles historische Gut absolut nicht „durch die Finger gleiten“ lassen, wie Bürgermeister Ackermann bei der offiziellen Übergabe am 22. 12. 2021 bemerkte.

Zu diesem Zeitpunkt war nicht klar, wie und wo der umfangreiche Bestand untergebracht werden sollte, denn Platz ist im Stadtarchiv Mangelware. Und man mag es nicht glauben, das Papier hat enormes Gewicht! Die Bestände wiegen knapp 1 Tonne. So musste vorab der Stadtbaumeister Herr Dipl. Ing. Rainer Röhrl einen geeigneten Platz finden, an dem statisch keine Gefahr bestand, dass eine Decke überlastet werden würde.

Ebenso schnell und umfangreich wurde gemeinsam mit dem Archivpfleger Ederer eine Aussonderung von nicht archivwürdigem und nicht erhaltenswertem Schriftgut organisiert, um Platz zu schaffen für die zu sichernden Zeitungsbestände der Familie Fuß.

Seit der energetischen Sanierung bietet der Dachboden des Waldmünchener Rathauses die optimalen Voraussetzungen für die Aufbewahrung allen Archivgutes, das im Stadtarchiv vorhanden ist. Gleichbleibende Temperatur keine Feuchtigkeit, die eventuell Schimmelbildung verursachen könnte und die Zerstörung des Bestandes zur Folge hätte. Damit sind nunmehr hervorragend ausgestattet Räume verfügbar für die Sicherung des „Gedächtnisses der Kommune“.

Nachdem die Abholtermine vereinbart waren, kümmerten sich dankenswerterweise die Bauhofmitarbeiter Herr Christian Nachtmann und Herr Peter Deinfelder um den nicht sehr leicht zu bewältigenden Transport und das chronoligische Einsortieren im Stadtarchiv.

Der unschätzbare historische Wert dieses Zeitungsarchives zeigt sich u. a. darin, dass es sonst nirgends einen Ort gibt, an dem der „Waldmünchner Grenzbote“ archiviert wäre, und dass diese Zeitung von 1881 bis 1938 durch die Familie Fuß am Ort gedruckt, verlegt, verzeichnet, gesichert und archiviert worden ist.

Offizielle Archivübergabe: von links: Bürgermeister Markus Ackermann mit den Damen der Familie Fuß sowie Josef Ederer

Dazu ist außerdem zu bemerken, dass dieser „Waldmünchner Grenzbote“ nicht nur im heutigen Landkreis Cham geschätzt und gekauft wurde, sondern im ganzen Königreich Bayern, also bis 1919 und danach im Freistaat Bayern in sehr hohem Ansehen stand. Jedermann kann das in der historischen Literatur, die die Oberpfalz betrifft nachlesen. Oftmals wird darin Bezug auf diese Zeitung des alten „Waldmünchner Grenzboten“ genommen.  

Im Hinblick auf die Zeitung „Bayerwald Echo“ sei noch bemerkt, dass Familie Fuß diese vom Jahr 1949 weg bis 1997 ebenfalls lückenlos übergeben hat. Auch diese Bestände sind in gebundener Form vorhanden, entsprechend verzeichnet und qualitativ in hervorragendem Zustand.

Im Gemeindearchiv in Tiefenbach lagern seit einiger Zeit die restlichen Bestände der Ausgaben des „Bayerwald Echo“ bis einschließlich Jahrgang 2009. Auch hier war damals der Archivpfleger involviert, um die Zeitungen nicht dem Reißwolf oder dem Altpapier-Container zu überlassen. Somit sind für den Raum Altlandkreis Waldmünchen alle geschichtlich relevanten Zeitungen in öffentlichen Archiven gesichert und für die Forschung zugänglich. Das „Gedächtnis des Altlandkreises“ ist also nicht irgendwo, sondern an seinem Entstehungsort auf Dauer erhalten geblieben und entsprechend sicher untergebracht.

                 Schriftgutbestände Bayerwald Echo und Waldmünchner Grenzbote im Stadtarchiv Waldmünchen

Es ist ein äußerst seltener Glücksfall, dass ein privates, gut verzeichnetes, sehr gut gesichertes und hervorragend erhaltenes komplettes Archiv in das öffentliche Stadtarchiv integriert werden kann. Laut dem Archivpfleger gibt es nicht nur im Gemeindegebiet Waldmünchen etliche private historische Sammlungen, aber so perfekt erhalten und penibel verzeichnet, wie das der Familie Fuß ist eine Seltenheit.

Der Familie Fuß sei abschließend herzlich gedankt für die kostenlose Überlassung der Bestände. Aber auch ein herzliches „Vergelts Gott“ sei ihnen gesagt für die problemlose, unbürokratische und schnelle Abwicklung dieser großartigen Schenkungsaktion, sowie für ihre umfangreichen Hilfen beim Abtransport.

© by Josef Ederer, Katzbach 33, 93449 Geigant im Dez. 2021