"Chinesische Mauer" Bonholz Eschlmais

Johann DobmeierDie über 1 km lange Lesesteinmauer, erbaut von Johann Dobmeier, einmaliges Naturdenkmal und zweitgrößtes Bauwerk in der ehemaligen Gemeinde Katzbach

 

 Die „Chinesische Mauer“ von Bonholz-Eschlmais, ehemalige Gemeinde Katzbach.

 


Die Einöden Bonholz mit 2 Häusern (ehemals Halb-Höfe) und Eschlmais mit 1 Haus (ehemals 2 Halb-Höfe und 1 Hirtenhaus) liegen am südlichsten Zipfel der heutigen Gemeinde Waldmünchen und haben eine Besonderheit nicht alltäglichen Ausmaßes in ihren Fluren. Sie ist es wert, bewandert und bestaunt zu werden.


Hier handelt es sich um eine aufgeschichtete Steinmauer aus Feldsteinen (Lesesteinen) die so besonders gebaut wurde, dass sie heute noch dem Betrachter Bewunderung abringt. Es taucht natürlich nun die Frage auf, weshalb wurde so eine Steinmauer aufgerichtet?

 

Die Idee ist vermutlich aus der Not heraus geboren worden, denn noch nach dem ersten Weltkrieg konnte man die Einöden Bonholz und Eschlmais überhaupt nicht sehen, wenn man von Kühnried aus bergan stieg. Die Fluren waren so voll von „Stoibierln“, also voller Gebüsch und Steine, die Wiesen und Felder waren nur sehr schwer zu bearbeiten.  Aber durch die geologische Gegebenheit, dass hier oben zwischen Kühnried und Eschlmais das Gelände relativ flach war, bot sich an, die Wiesen und Felder „flurzubereinigen“.

Geologisch ist nachgewiesen, dass sich hier vor Jahrmillionen ein Meer befunden hat. Dadurch sind auch die großen, rund geschliffenen Findlinge erklärbar, die man hier überall antreffen kann.
 


Auf dieser Höhe zwischen ca. 600 bis 750 m liegen ja seit alters her die Pfaffenwiesen, die ebenso schon Jahrhunderte bewirtschaftet wurden. Ein Großteil dieser Pfaffenwiesen ist heute angepflanzt, bzw. schon mit Bäumen bewachsen.

Wie wurde nun diese Steinmauer errichtet, welche Techniken hat der Erbauer angewandt? Erstaunt stellt der Wanderer, der die Mauer besichtigt fest, dass sie (bis auf ein kleines Teilstück) nach so vielen Jahren immer noch nicht in sich zusammengefallen oder verändert wurde. Weshalb?

 

Nun, der Erbauer hatte für den größten Teil der Steinmauer eine Technik, die heute noch erstaunt: Er schaufelte das Erdreich ca. 1 bis 2 m tief aus. Gleichzeitig bewegte er das Erdreich noch ca. 6 – 8 m bergan. Dann rollierte er mit großen rauhen Steinen, die alle senkrecht aufgestellt wurden, das Fundament für die Mauer. Weiterhin wurde die Rollier mit kleinen Klaubsteinen aufgefüllt, sodass eine waagrechte glatte Fläche entstand, auf der dann die eigentliche Mauer aufgeschichtet wurde. Übrigens ist zu bemerken, dass die Steinmauer die Flurgrenzen der Besitzer markiert hat und heute zu größten Teil noch markiert.

 

Da das größte Teilstück der Mauer (ca. 450 m lang) am Berghang ganz unten gebaut wurde, war das Bewegen der großen Steinbrocken wesentlich einfacher, als wenn sie bergauf bewegt hätten werden müssen.

Als nächsten Schritt füllte der Erbauer oberhalb der Mauer die freigeschaufelten 6 – 8 Meter Gelände mit Steinen auf, groß und klein, sodass keine Errosion des Erdreiches entstehen konnte.

Sodann füllte er das vorher bergan geschaufelte Erdreich wieder auf die untenliegenden Steine und verflachte damit den Hang soweit, dass er mit Pferden und Kühen einfacher zu bearbeiten war. Heute noch profitieren die Bauern, die das Land bewirtschaften von den Arbeiten des Erbauers, denn wenn heute noch die Hänge so wären wie vor der Erbauung der Mauer, könnte mit keiner Maschine gearbeitet werden. Teilweise würden die Schlepper mit Wagen einfach am Hang umkippen, wenn nicht das Gelände flacher gemacht worden wäre.


Teilweise erhöhte er das urbar gemachte Gelände oberhalb der Mauer um ca. 2 bis 3 m, was auch heute noch deutlich sichtbar ist, am besten am nordwestlichen Eck der Mauer, also, wenn man von Kühnried aus Richtung Eschlmais wandert.

Erst dann transportierte der Erbauer die übrigen Steine aus dem steinigen Grund an die Mauer und schichtete langsam Meter um Meter auf. Bewegt wurden die teilweise tonnenschweren Brocken mit einer „Schloipf“ oder mit einer „viereckerten Schanz“.

 

Nun, eine Schloipf, das ist ein Dreieck aus 2 Balken (Rundhölzern), an der Spitze wurde eine Kette eingehängt und von Pferden gezogen. Auf die Schloipf wurde der Steinbrocken gewalzt oder gehebelt und dann mit den Zugpferden dahin gezogen, wo sie halt am besten reingepasst haben. Geschleift wurden die großen Steine in der Winterzeit, weil die Tiere dann leichter ziehen konnten, auf dem Schnee rutschte die Schleif wesentlich besser, als im Sommer auf dem Erdboden.


 

Die viereckige Schanz, das war ein Rechteck aus 4 Hölzern, auch darauf wurde der Stein gerollt. Dann aber wurde diese Schanz in einen eisernen Wagen hinten und vorne mit Ketten eingehängt und dann konnten die Zugtiere den Stein anstatt schleifen, richtig auf Rädern fahren.


Da die kleinen und armen Bauern von Bonholz ja in der schlechten Zeit nach dem 1. Krieg und in der Wirtschaftskrise nicht viel Geld hatten, wurde nur sehr selten gesprengt, da der Sprengstoff zu teuer war. Zeitzeugen berichten, dass südlich vom Lauban-Kreuz ein fast haushoher Brocken gelegen hat. Der Erbauer grub knapp daneben ein Loch, das einwenig größer war als der Stein, direkt unterhalb von dem Felsen. Gestützt wurde der Stein mit Holzstangen, und das lebensgefährliche Unterfangen endete damit, dass ca. die Hälfte vom Stein untergraben wurde dann die Holzstützen mit Pferden rausgezogen wurden, dass der Brocken in das ausgeschaufelte Loch hineinfiel. Somit war der Stein vergraben und das Gelände konnte bewirtschaftet werden.

 

Hier nun einige Zahlen der Natursteinmauer: Gesamtlänge  ca 1520 Meter. Die Mauer ist teilweise 6 bis 8 Meter in die Felder und Wiesen reingebaut und dann mit Erdreich überfüllt. Höchste Höhe 3 Meter. Größte Breite 8 Meter. Längstes zusammenhängendes Teilstück: 450 Meter. Breiteste Kronenabmessung 6 Meter. Breiteste Bodenabmessung: 8 Meter. Bauliche Unterbrechungen der Mauer: 1 Gangsteig und 1 Bachfluss. Bauzeit: ca. 1920 bis ca.1935. Hilfsmittel für die Erbauung: Pferd, viereckige Schanz,  Schleif, Schaufel, Pickel, Ketten, Steinbohrer, Sprengstoff.

 


Wer war nun der Erbauer:

Der Erbauer hieß Johann Dobmeier, der Hausname war der Fischer Hans von der Oaneid (Einöde). geboren am 30. 5. 1899 in Bonholz, gestorben am 29. 6. 1949 in Bonholz, ledig. Der Bruder vom Fischer Hans, Josef Dobmeier war eine Zeitlang der Bürgermeister und Feuerwehrkommandant der ehemaligen Gemeinde Katzbach. Das Geburtshaus von Johann Dobmeier ist heute im Besitz von Michael und Anna Schmid.

Es wird erzählt, dass der Fischer Hans als sehr kräftiger Mann ein großer Könner war. Nicht nur, dass er Besenbinden und Holzschuhmachen konnte, so reparierte er auch die Deichseln und Wägen der umliegenden Häusler und Bauern. (siehe dazu das untenstehende Foto, auf dem er mit seinem Vater arbeitet).

 

 

Er hat zeitlebens in seinem Geburtshaus, zuerst bei seinen Eltern und dann bei seinem Bruder gelebt. Die schwere Steinarbeit war vermutlich auch der Grund für seine Herzkrankheit, an der er schließlich starb, so seine Nichte Frieda Bauer, geb. Dobmeier aus Geigant.

 Der Erbauer Johann Dobmeier sitzend auf seinem Lebenswerk

1932 haben der Sepher und der Fischer (die 2 Bauern in Bonholz) Grund getauscht, damit nicht der eine durch den Hof des anderen fahren musste, um auf seine Felder bzw. Wiesen zu gelangen. Danach baute der Fischer Hans noch ca.1 Jahr an dem letzten Teilstück von Kühnried zum Lauban-Kreuz und vollendete damit dieses sein großes Lebenswerk. Wer die Mauer heute besichtigt, kann noch eine Besonderheit bewundern. Seinerzeit wurden ja die Pflüge noch von Kühen bzw. Pferden gezogen. Damit nun der Pflug nicht jedes Mal mit zurück auf den Hof genommen werden musste, und auch nicht von der jeweiligen Witterung beschädigt werden konnte, baute der Fischer Hans noch ein Loch in die Mauer, ca. 2 m tief und so hoch, dass halt der Pflug darin Platz hatte. (siehe dazu obiges Foto, aufgenommen ca. 1935 bis 1940.).


Einem Fremden erzählte ich einmal die Geschichte der Errichtung der Mauer. Sein Kommentar: Eigentlich müsste dem Mann täglich eine Messe gelesen werden.

Das größte Teilstück der Mauer befindet sich heute im Besitz von Sonja und Markus Feiner, beide haben versucht, einen Teil der Mauer zu retten, indem sie das Erdreich weggeackert haben, damit die Mauer nicht weiter nach außen gedrückt wird. So ist und bleibt die Mauer eine einmalige Sehenswürdigkeit und ein einzigartiges Naturdenkmal in unserer Heimat.

Im Rahmen von Bayern-Tour-Natur wurde erstmals am 16. 6. 2002 eine durch Josef Ederer geführte Wanderung entlang der Mauern durchgeführt, bei der sowohl die Geschichte der Erbauung, als auch die Flora und Fauna rund um die Steine an eine breitere Öffentlichkeit getragen wurden.  

Es existiert ein Öl-Gemälde über die Mauer das 1990 vom Sepher aus gemalt wurde. Dieses befindet sich im Privatbesitz des Bericht-Verfassers Josef Ederer. Im 9. Jahrbuch des Waldmünchner Heimatboten Ausgabe Dezember 2002 ist diese Geschichte erstmals gedruckt worden. 

© by Josef Ederer Katzbach 33 Dez. 2002

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